Abschied vom Dhünntal


Ich schreite gern durch’s Tal der Dhünn
Und sing mich frei von Sorgen,
Schau zu dem blauen Himmel hin,
Die weißen Federwolken ziehn,
Das Geld kann ich mir borgen.
Die Schwalben segeln in der Früh‘
Um Dachfirst Baum und Hecken,
Kein Auto stört, nur Nachbars Küh‘
Ein Hahnenschrei, das Zirpzizüh
Des Buchfinks will mich necken.
Ich lobe Gottes grünen Wald,
Die Eichen und die Lärchen,
Die Bank im schattigen Aufenthalt
Der Rehlein anmutige Gestalt
Es ist halt wie im Märchen.
So geh ich, wenn der Sommer naht
Mit meinem Wanderstabe
Durch Wurzelkraut und Waldespfad,
Wie weiland Eichendorff es tat
Und dank der Gottesgabe.
Du stilles Dhünntal lebe wohl
Es wandeln sich die Zeiten –
Wo heut die Wiesenblume sprießt,
Den Wald und Heuduft man genießt,
Wird sich ein See ausbreiten.    
    
(Gertrud Hahn)

Gruß von der Kesselsdhünn

Vorwitzig Volk! – Herr Bräutigam! – Mit Verlaub.
Kennt Ihr mich wieder, - trotz des Weges Staub?
Nicht lang ist’s her, daß in dem Epheu-Tälchen –
Ihr wißt, - dort auf dem Fleckchen Erde,
Das Euch, als Eures Vaters Söhnen
So fest an’s Herze wuchs,
Sich mischte in mein leis’ Gemurmel,
das ich zu Unterhaltung pflege,
eurer Liebesgeflüster.
Und sprang ich klingend dort von Stein zu Stein,
So sah ich oft Euch sinnend sitzen, lauschen,
Was wohl der Purzelbach im stillen Tälchen
Euch zu erzählen hätt’! –
Und tief ergriffen von dem heil’gen Frieden,
Den alles um Euch her im stillen Walde atmet,
War’t Ihr entrückt der Welt – am lichten Tag.-

Dann fanden oft im stummen Kuß sich Eure Lippen,
aus beiden Herzen strömt e i n Wunsch –
und formt sich zum Gebet:
„O Herr! Erhalt uns unser Glück und diesen Frieden
So rein, so rein, wie auf der Heimatscholle
Uns hier der Wald ihn beut“.
Kommt wieder! Diese beiden Worte Nur wollt ich heut Euch mahnend rufen,
Wenn Euch das Leben drauß’ mit rauher Hand
In Eure jungen Herzen greift.–
Dann kehrt zurück – Ihr wißt, wo Ihr mich findet;
In dunkler Tannen Dämmerschatten
Ruht sich’s gut von rauhen Stürmen aus. –
Kommt wieder! – Dies zu mahnen Euch
Sucht mühsam ich den Weg in’s fremde Land.
Und diese da, die kleinen Heimatkinder
Fand ich am Wege stehend, und sie baten: „Ach, nimm uns mit, wir wollen Grüße bringen
Der lieben Braut, und Wünsche,
Daß sie uns lieb gewinne“.–
Daß sich die Sehnsucht senke in ihr junges Herz
Nach unserer Heimat, jenem Wiesental,
umrahmt von wald’gen Höhen,
Von denen dunkler Tannen Wipfel
Herunterwinken – feierlich und ernst.

An einem Wiesengraben
Stand ich in süßer Ruh
Und sah dem muntern Knaben,
dem Purzelbächlein zu. –
Und eh’ ich’s mich versehen,
nahm er mich bei der Hand:
„Komm Elfenkind wir gehen
Zur Braut ins Sachsenland“.
Nun steht nach langen Reisen
Das Himmelsschlüßlein hier,
wollt Dir den Himmel weisen
Da stand schon auf die Tür. –
Doch sollt sie sich mal schließen
Steck diese Schlüßlein drin,
die wachsen auf der Wiesen –
auf unserer Kesselsdhünn.

(Auszug aus einem Hochzeits-Kinder-Spiel von Dr. Johs. Urbahn, Elberfeld, 1909)

Heimweh zur Dhünn

Dort, wo die Dhünn, umrahmt von Wäldern,
Munter fließt zum Rheine hin,
Dort liegt ein Flecken zwischen Feldern,
wo ich einst geboren bin.
Dort hab’ ich viele Stunden
Meiner Jugendzeit verbracht,
Das hab’ ich nirgends mehr gefunden,
Hab’ nie mehr so froh gelacht.

Ich hör’ im Traum die Dhünn oft rauschen
Wie in längst vergang’ner Zeit
Und möchte gern ihr wieder lauschen,
doch ich bin ja fort so weit.
An ihrem Rand hab’ ich gesessen,
wo die Flut den Fels umspült;
ich hab’ ihr Plätschern nie vergessen,
Heimweh hab’ ich oft gefühlt.

Ich seh’ die Dhünn mit ihren Ecken,
ihren Winkeln so verträumt,
wie sie vorbei an grünen Hecken
über Steine springt und schäumt.
Dort hat ein Liebeslied begonnen
Mit des Frühlings Blütenstrauß!
Wie sind die Jahre schnell verronnen.
Und mein Herz drängt mich nach Haus.

Text und Melodie von Friedrich W. Olpen